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Ökumenischer Gottesdienst anlässlich Stadtjubiläum

Einen ganz besonderen Gottesdienst erlebten die zahlreichen katholischen und protestantischen Besucherinnen und Besucher der Martinskirche am Sonntag, den 25. Mai 2025. Dieser Gottesdienst stand unter dem Zeichen des 1150jährigen Stadtjubiläums der Stadt Grünstadt und so könnte es wenig verwunderlich sein, dass die seinerzeit lebenden Neuleininger Grafen zu Wort kommen, aber es war dennoch sehr verwunderlich gleichermaßen herzerfrischend, wie dies im Rahmen dieses ökumenischen Gottesdienstes umgesetzt wurde.

Aber der Reihe nach: Zu Beginn begrüßte Pfarrer Andreas Funke die anwesenden Gottesdienstbesucher, insbesondere die Angereisten aus den Partnerstädten Hermsdorf und Carrières – diese begrüße Funke sogar auf französisch, was ihm den ersten Applaus einbrachte. Und er begrüßte speziell Westerburg, denn diese Partnerschaft feiert in diesem Jahr 40jähriges Jubiläum. Und es gab einen weiteren Bezug zu Westerburg, den Funke aber zunächst im Dunkeln ließ.

Der Gottesdienst wurde begleitet von der Grünstadter Kantorei, dieses Mal unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald, der auch bravourös die Gesänge der Gottesdienstbesucher begleitete, teilweise mit der Orgel als zweite Stimme.

Das Eingangsgebet sprach Pastor Andreas Bietz von der Stadtmission (links), die Lesung übernahm der amtierende Bürgermeister Klaus Wagner.

Der Bezug zu Westerburg löste sich erst auf in der ganz besonderen Predigt, die von Pastor Bietz geschichtlich eingeführt wurde und von Pfarrer Martin Tiator als Graf Georg II von Leiningen-Westerburg-Neuleiningen und Pfarrer Andreas Funke als dessen Bruder Graf Christoph Christian von Leiningen-Westerburg-Neuleiningen „gespielt“ wurde sowie Pfarrerin Traude Prün, die die holde Margarethe Christiane Auguste von Leiningen-Westerburg-Neuleiningen in Grünstadt mimte, die mit Georg II verheiratet war. Das Besondere: alle drei traten in Gewändern der damaligen Zeit auf und sprachen auch die altdeutsche Sprache der Zeit um 1700.

Zum geschichtlichen Hintergrund (Quelle: Wikipedia): 1705 fiel der damals regierende Graf Philipp Ludwig von Leiningen-Westerburg-Rixingen in der Schlacht bei Cassano. Er hatte keine leiblichen Erben mehr und so fiel sein Erbe zu gleichen Teilen an seine entfernten Verwandten, die Brüder Christoph Christian (1656–1728) und Georg II. Carl Ludwig (1666–1726) aus der Familienlinie Leiningen-Westerburg-Schaumburg. Beide Brüder übernahmen gemeinsam die pfälzische Grafschaft Leiningen und übten die Herrschaft im Jahresturnus abwechselnd aus. Die Brüder residierten, nachdem die Burgen Altleiningen und Neuleiningen zerstört waren, in Grünstadt. Während Christoph Christian das bereits von seinem Vorgänger Graf Philipp Ludwig erbaute Schloss Unterhof bezog, errichteten sich Georg II. Carl Ludwig und seine sehr vermögende Gattin Margarethe (1694-1761) ab 1716 in der Nähe ein neues Schloss, den Oberhof.

Und so schilderten zunächst die beiden Grafen-Brüder (Tiator und Funke) mit viel Charm und Witz und immer einem (stets „rein zufälligen“) Bezug auf das aktuelle Zeitgeschehen die Geschichte der damaligen Zeit in Grünstadt, ihre Nähe für die Bürger, ihre Offenheit und ihre Einigkeit bei den Regierungsgeschäften bis hin zum Legen des ersten Grundsteins für die Martinskirche. Den größten Lacher erzielten sie, als der bereits zweimal verwitwete Graf Georg II (Martin Tiator) beim Auftritt der holden Margarethe (Traude Prün) sagte: „Mich dünkt, als sähe ich meine zukünftige Frau Gemahlin.“ Und rein geschichtlich ehelichte Georg wirklich die vermögende Margarethe, die die Investitionen in den Oberhof und die Anfänge der Martinskirche ja erst möglich machte. 

Nach dieser wirklich außergewöhnlichen Predigt, die viel Zwischenapplaus erntete, ging der Gottesdienst dann doch fast „wie gewohnt“ weiter. Nach dem Lied „Zieh ein zu deinen Toren“ sprach Pfarrer Tiator das Gebet und die Fürbitten wurden vorgetragen – auch wieder außergewöhnlich – von den Bürgermeisteranwärtern Christoph Spies und Mimmo Scarmato.

Den Schlusssegen sprach Pfarrer Tiator und das Abschlusslied „Großer Gott, wir loben dich“ wurde von den anwesenden Katholiken und Protestanten und allen Gästen von nah und fern aus vollem Herzen gesungen.

Text und Bilder: Renate Gerth-Petry